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#9 Barfuß durch den Wald

Hätte mich jemand vor einigen Jahren auf das Barfuß-Gehen angesprochen, hätte ich vermutlich gedacht, das kann man machen, so im Urlaub, am Strand, im Garten, aber beim Spaziergehen, auf Steinen, im Wald…? Und dann fing ich selbst damit an.


Erste Schritte

Es entsprang keinem festen Vorhaben oder Ziel, ich ließ beim Spazierengehen im Dänemark-Urlaub letzten Herbst einfach die Schuhe weg. Eine Freundin unternahm schon seit einigen Monaten Barfuß-Spaziergänge durch den Wald und wir waren auch ein, zweimal zusammen barfuß im Wald gewesen. Da war es noch ein Mitmachen gewesen.

Doch jetzt war es anders, ich verspürte den Wunsch, den Grund unter meinen Sohlen wirklich zu fühlen. Der Weg in Dänemark vom Ferienhaus Richtung Strand war ziemlich steinig, übersät mit kleinen, spitzen wie glatten Steinchen, später erst wechselte der Untergrund zu einem sandgestrahlten Weg entlang der Dünenkette. Ich lief barfuß, mal fünf, einmal fast zehn Kilometer. Was ich fühlte, war eine Art Glücksgefühl. Ich spürte den Boden, meine Fußsohlen, ich fühlte mich immer mehr geerdet und in mir tauchte der Satz auf: Das macht mich glücklich.

Erst später, wieder zuhause, fing ich an, über das Barfußlaufen zu lesen und fand mich in meinem Gefühl und meinen Erfahrungen bestätigt:


Barfußgehen bewirkt auf ganz unterschiedlichen Ebenen etwas. Im Körper, im Geist, in der Seele.

Nach den regelmäßigen Barfuß-Spaziergängen entlang dänischer Dünenketten, hatte ich auch zuhause beim Spazierengehen immer öfter den Wunsch, den sandigen, erdigen, warmen, kalten, steinigen Boden im Wald unter meinen Füßen zu spüren.


Barfuß durch den Wald

Den Winter über habe ich eine Pause gemacht, doch jetzt mit den wärmeren Tagen zieht es mich wieder barfuß raus. Meine Runde durch den angrenzenden Wald beginnt mit einem sandigen, weichen Boden und wechselt dann zu steinigem Untergrund. Hier werde ich langsamer. Und erinnere mich an Worte aus einem Buch über das Barfußgehen – die Fußsohlen vermitteln die Veränderung an das Gehirn, die erste Assoziation ist „Schmerz“, der erste Impuls wäre ausweichen. Doch ich bleibe, gehe weiter. Und denke darüber nach, ob es sich mit unangenehmen Gefühlen nicht ähnlich verhält – sie tun weh, sind schmerzhaft oder beängstigend und wir möchten sie im ersten Moment oft nicht haben, möchten ausweichen, sie umgehen. Genauso wie diese spitzen Steinchen hier unter meinen Füßen. Doch was passiert, wenn wir bleiben, oder wie in meinem Fall, einen Moment stehen bleiben, langsamer gehen und dadurch die Wahrnehmung verändern? Das macht die Steine nicht weniger spitz und dennoch fühlt es sich anders an. Ich kann weitergehen, ohne dass mich der Schmerz überfordert. Ich finde das interessant - dass genau das Innehalten und Langsamer werden es erträglicher macht. Ab und zu liegen Blätter auf dem Weg und sind wie kleine Pausen vom intensiven Fühlen.

Ich entscheide mich, die Runde sogar noch zu verlängern.


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