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#3 Tapas-Übung im Februar

Ich möchte dir eine Übung aus dem Yoga vorstellen, die nichts mit Patatas Bravas oder Pimientos de Padrón zu tun hat, sondern mit der Erkundung von uns selbst, unserem Verhalten, unseren Gewohnheiten.

Als ich gestern Abend im Bett lag, kam mir mit einem Mal die so genannte Tapas-Übung aus dem Yoga in den Kopf. Bei Tapas denken die meisten erst einmal an kleine spanische Köstlichkeiten. Doch es gibt diesen Begriff auch in der Yoga-Philosophie - und ohne das groß zu vertiefen, denn dafür müsste ich weiter ausholen - vielleicht so viel zur Herkunft:

Tapas ist ein Wort aus dem Sanskrit, das wörtlich übersetzt Glut, Hitze meint. Seine Bedeutung wird mit Selbstdisziplin oder auch Selbstbeherrschung, Geduld, Ausdauer und Konzentration beschrieben. Es geht darum, sich selbst und die eigenen, inneren Zustände zu studieren, und in der unten beschriebenen Übung dazu geht es auch darum, sich selbst ein wenig herauszufordern.


Bei Tapas geht es nicht darum, alles auszuhalten und hinzunehmen. Es geht darum, zu erkennen und zu erfahren: Ich habe eine Wahl in meinem Verhalten und in Bereichen meines Lebens, in denen ich bisher vielleicht annahm, sie nicht zu haben.


Was meint das konkret?

In der Tapas-Übung geht es darum, dass du bewusst für einen bestimmten Zeitraum entweder eine Sache in deinem Alltag sein lässt - etwas, das du gerne magst - oder dass du etwas tust, was du nicht so gerne magst. Letzteres sollte dir nicht schaden, sondern gesund für dich sein. Zum Beispiel könntest du für die nächsten ein oder zwei Wochen - oder auch den ganzen Februar...

  • ... jeden Tag eine halbe Stunde eher aufstehen und ein paar Yoga-Übungen machen

  • ... auf Kaffee verzichten und stattdessen Tee/Wasser trinken

  • ... morgens zum Abschluss kalt duschen

  • ... zwei Wochen kein Fernsehen/Serien/... schauen

  • ... auch bei nicht so einladendem Wetter mit dem Rad fahren statt mit dem Auto

  • ... oder auch: freundlich zu einem Menschen sein, den du nicht so gern magst, aber im Grunde gar nicht genug kennst, um das wirklich sagen zu können

  • ... etc.pp.

Das sind nur Beispiele, du wirst deine eigenen finden. Denn was für den einen eine schwierige Übung ist, ist für die andere eine ganz normale Gewohnheit.

Nimm einen Zeitraum, den du für realistisch hälst, der dich aber auch ein wenig herausfordert und aus deiner Komfortzone lockt. Denn - jetzt kommt der zweite Teil der Übung - erst dann können wir überhaupt durch Beobachtung von uns selbst und anhand der Reaktion unseres Körpers und Geistes bemerken, was die Übung bewirkt.

Was meldet sich wie zu Wort? Wo entsteht Widerstand? Wo Abwehr und wie äußert sich diese? Was für Gedanken werden laut?

Ich finde es hilfreich, sich jeden Tag ein paar Notizen zu machen und diese am Ende der Zeit noch einmal durchzugehen. Für mich ist das nicht so weit entfernt davon, einmal für sich selbst genauer hinzuschauen, welchen Gewohnheiten und Konditionierungen wir unterliegen und was eine Veränderung davon mit uns macht. Und es steckt auch eine Auseinandersetzung mit unserer Vorstellung von Disziplin dahinter.


Und zum Abschluss

Die Übung soll zwar ein Schritt aus der Komfortzone sein, es geht dennoch weniger darum, sich zu quälen oder mit strengem Verzicht zu geißeln, als vielmehr darum, sich selbst die Möglichkeit zu eröffnen, einmal genauer hinzuschauen (und zu fühlen): Hin zu unseren Vorstellungen von "mag ich / mag ich nicht" und wie verhaftet wir darin sind oder zu sein scheinen. Letztendlich kann diese Übung sehr befreiend sein, wenn wir am Ende vielleicht feststellen, dass wir unseren Gewohnheiten und Bewertungen doch mehr entgegenzusetzen haben, als wir das in der Regel annehmen.

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